von Kim Ressar und Naturfreundejugend

Dunkle Moortümpel, Moose und Flechten, die umgestürzte Fichten überwuchern und sich schlängelnde Wanderwege inmitten des Wald, von denen man durch das Geäst den ein oder anderen Blick auf den Gletscher des Hohen Sonnblicks ergattern kann. Das klingt märchenhaft, und so ist es auch. Der Rauriser Urwald, der sich im Talschluss von Kolm-Saigurn (Salzburg) befindet, bietet so einiges zum Staunen.

Naturjuwel und Klimaschützer

Das Hochmoor im Nationalpark Hohe Tauern können wir nicht nur für seine Schönheit bewundern, sondern auch für seine Klimaschutzfunktion. Kein Lebensraum speichert mehr Kohlenstoff als intakte, nasse Moore. Sie bedecken nur ca. 3% der Landesfläche und speichern dabei doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen. Wie machen sie das? Abgestorbenes Pflanzenmaterial wird durch den ständigen Wasserfluss bei gleichzeitigem Sauerstoffmangel als Torf konserviert und dort wird eben auch Kohlenstoff in rauen Mengen gespeichert. Dass die Moore immer weiter austrocknen, ist also ein bedrohliches Szenario. Dann würde auch die Speicherfähigkeit des Kohlenstoffs verlorengehen. Das und noch viel mehr, haben wir auf unserer Wanderung durch den Rauriser Urwald gelernt.

Mit lokalem Wissen in den besten Händen

Auf unserer Wanderung von der Naturfreundehaus Kolm-Saigurn zur Naturfreunde Schutzhaus Neubau, lernen wir den umfassenden Wert des Moors kennen. Wir sehen es aus ökologischer Perspektive als Kohlenstoffspeicher und als Ort der Biodiversität, aber auch aus ästhetischer Perspektive, als wir an den dunklen Tümpeln im glitzernden Sonnenlicht vorbeiwandern. Unser Guide Andreas, Ranger beim Nationalpark Hohe Tauern, führt uns auf unserer SDG-Wanderung durch den Rauriser Urwald und zeigt uns die Besonderheiten der Region. Die kennt er nämlich wie seine eigene Westentasche. Wandert man aus dem Wald heraus, hat man außerdem einen Weitblick auf die umliegenden Almen, den Hohen Sonnblick und auf knorrige Zirben, in denen bei etwas Glück auch ein Tannenhäher zu entdecken ist.

Was bedeutet eigentlich „Urwald“?

Warum wird dieses Gebiet aber als Urwald bezeichnet? Offiziell gibt es nur einen anerkannten Urwald in Österreich (Urwald Rothwald bei Dürrenstein). Der Begriff “Urwald” ist aber nicht geschützt und bezeichnet in diesem Fall einen naturnahen Wald in der Kernzone des Nationalpark Hohe Tauern, der seit ca. 300 Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird. Davor wird vermutet, dass es starke Holzeinschläge in der Region gab, die auf den Goldbergbau im Raurisertal zurückzuführen sind. Der Urwald befindet sich in der Kernzone des Nationalparks, wo Flächen außer Nutzung gestellt werden, um natürlichen Prozessen ihren Lauf zu lassen – ein Beitrag zum Naturschutz.

Was hat das mit den SDGs zu tun?

Die Wanderung durch den Rauriser Urwald war gleichzeitig auch der Startschuss der Umweltbergwoche der Naturfreundejugend. Dabei waren junge Menschen, die sich Sorgen um die künftige Entwicklung der Welt machen und gerne einen positiven Impact auf ihre eigene Zukunft auf dieser Erde haben möchten. Mit diesen Gedanken sind sie aber nicht alleine. Wie wir eine lebenswerte Welt für alle erhalten und schaffen können, ist in den globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG=Sustainable Development Goals) festgehalten. Dort findet man auch Ziele zum Schutz der Moore und der Wälder (SDG 13 „Maßnahmen zum Kilmaschutz“ und SDG 15 „Leben an Land“). Wir brauchen beides, um in eine gute Zukunft blicken zu können.

Hier noch Infos zum Nachwandern

Rauris hat eine ausgezeichnete öffentliche Anbindung aus ganz Österreich. Zur Naturfreundehütte Kolm Saigurn, dem Ausgangspunkt vieler Wanderungen, führt ein Bus der mehrmals am Tag. Dadurch wird versucht die Tourismusentwicklung nachhaltiger zu gestalten. Die Route vom Naturfreundehaus Kolm Saigurn über den Ammererhof zur Gainschnigg-Alm und über den Lehrpfad Nr. 30 zurück zum Ammererhof.
Dauer: ca. 1 Stunde / Schwierigkeit: leicht, ca. 200 hm, auch für Familien und Kinder geeignet.