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Insektensuche im Garten des Öko Campus Wien (c) NFI
Insektensuche im Garten des Öko Campus Wien (c) NFI

SDG-Wanderung "Stadtnaturwanderung Öko Campus Wien"

 

von Kim Ressar und Isabella Klebinger

Stadtnatur ist spannend, da sie vielen Menschen Zugang zu Naturerfahrung bietet und dabei auch Lernraum sein kann. Die Vorbildwirkung auf solchen Flächen ist enorm – so setzt sich der Verein Öko Campus Wien dafür ein, dass der Campus der Uni Wien als Lebensraum für Fauna und Flora geschützt wird und setzt Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität um. Beim Walk am Campus konnten die Teilnehmenden gemeinsam ungemähte Wiesen erkunden, Insekten bestimmen und untersuchen und einen neuen Blick auf Stadtnatur und landschaftsplanerische Ansätze gewinnen, die für mehr biologische Vielfalt in der Stadt sorgen.

Aber mal von Anfang an: Was ist eigentlich Biodiversität? 

Biodiversität oder biologische Vielfalt, ist die Vielfalt der Lebensformen, der Lebensräume und der genetischen Vielfalt. Biodiversität stellt die Lebensversicherung für uns alle dar, und liegt nicht nur weit entfernt im Amazonas Regenwald, sondern wir finden sie auch direkt vor unserer Haustür. Auch mitten in Wien – das komplexe Netz des Lebens umfasst auch unsere Städte und auch Parks wie den Campus Uni Wien. Hier leben Arten wie Wildbienen, Fledermäuse und Falken ebenso wie Füchse, Falken oder Singvögel. Diese Vielfalt vor der eigenen Haustür kann man überall schützen.

Was hat die lokale Biodiversität mit den globalen Nachhaltigkeitszielen zu tun? 

Auf unserem Planeten gibt es etwa 10 und 100 Mio. Tier- und Pflanzenarten. Ein Drittel davon wird als gefährdet eingestuft und es wird geschätzt, dass ca. 50 000 Arten jährlich aussterben. In der Natur greift alles ineinander und es ist kaum möglich dieses komplexe System und die Kreisläufe zu erfassen. Das bedeutet aber auch, dass das Fehlen einer kleinen Art einen Rattenschwanz mit sich zieht und erhebliche Ausmaße auf das Ökosystem haben kann. Konkrete Lebensräume im besten Falle flächendeckend und zusammenhängend zu schützen, bedeutet daher, dass wir den Biodiversitätsverlust verringern und mit genetischer Vielfalt den Tieren und Pflanzen die Chance geben sich an künftige Klimawandelherausforderungen anzupassen. Dieses Vorhaben ist nicht nur für die Stadt Wien wichtig, sondern für jeden Ort auf dieser Welt. Aus diesem Grund ist das Ziel auch in den globalen Nachhaltigkeitszielen als SDG 15 „Leben an Land“ verankert.

Gibt es aber etwas, das jede:r von uns auch im kleinen Rahmen beitragen kann? 

  • Weniger Boden versiegeln! Wer Boden versiegelt – etwa beim Hausbau - trägt dazu bei, dass Bodenleben, Artenvielfalt und Lebensräume zerstört werden. Konkret kann man den Rückbau von versiegelten Flächen einfordern – etwa in der eigenen Gemeinde oder im Bezirk – und somit Lebensgrundlagen für viele Arten sichern.
  • Weniger oft mähen und Teile der Fläche stehenlassen (Staffelmahd). Egal ob privater Garten, öffentliche Parkfläche oder alpine Weidefläche für Nutztiere – Insekten benötigen Nahrung und Nistplätze, Vögel brüten auch in Wiesenflächen, Wildpflanzen leiden unter zu häufiger Mahd. Wer keinen eigenen Garten hat, kann bei der Gemeinde anregen, dass Parks weniger oft gemäht werden, und es wilde Ecken gibt.
  • Keine Mähroboter und Kreiselmähwerke einsetzen, wenn möglich Sensenmahd lernen und diese im eigenen Garten ausprobieren. Auf größeren Flächen kann man Balkenmäher einsetzen um zu Mähen. Mähroboter sind Stromfresser, verletzten häufig Jungtiere wie Igel und zerstören die Nahrungsressourcen für heimische Insekten.
  • Strukturvielfalt in die Landschaft zurückbringen: im eigenen Garten Sandflächen für Wildbienen anlegen, Lesesteinhaufen und besonntes Totholz für Insekten. Wilde Ecken im eigenen Garten zulassen: Brennnessel für Schmetterlinge, Gstettn belassen und für Vielfalt der Lebensräume in Gemeinden, Städten und Privatgärten sorgen.
  • Auf heimische Arten im Garten achten: hier gibt es viele trockenverträgliche Arten, die klimaresilient sind: Eiche, Wildrosen, Herzgespann, Wilde Möhre und Natternkopf sind nur ein paar wenige Arten, die es sich lohnt in den eigenen Garten zu holen.
  • Nistkästen für Fledermäuse und Vögel kann man selbst bauen oder kaufen und am eigenen Grundstück oder Gemeindezentrum anbringen – auch  in Kombination mit Monitorings und Citizen Science.
  • Selbst zum Forschenden werden und mit Apps wie Naturbeobachtung.at, Roadkill.at, iNaturalist.org oder anderen Citizen Science Plattformen etwas zur Erforschung von Arten beitragen. Dabei lernt man viel und kann sich auch an Formaten wie der City Nature Challenge beteiligen, wo man auch andere Gleichgesinnte kennenlernt.
  • Noch ein nützlicher Tipp für zuhause: Egal ob auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten – Insekten benötigen Blüten und Nahrung übers ganze Jahr. Küchenkräuter wie Rosmarin, Thymian, Salbei und Schnittlauch bieten Pollen und Nektar. Wenn diese zur Blüte kommen, sind sie wertvolle Nahrungsquellen für Insekten (vorwiegend Pollengeneralisten). Wer spezialisierten Wildbienen helfen möchte, bietet am besten verschiedene Wildstauden wie Glockenblume (Glockenblumenscherenbiene) und Malven (Malven-Langhornbiene) im Garten oder Park an. Die Vielfalt heimischer Pflanzen sichert hier die Vielfalt heimischer Insekten und umgekehrt. Vögel und Fledermäuse fressen wiederum Insekten und sind auf diese als Nahrungsquelle angewiesen.
  • Wildlebende Bestäuber wie Wildbienen, Schwebfliegen und Co. sind für den Erhalt der heimischen Fauna (und Klimaanpassung) besonders wichtig, daher ist ist ihr Schutz unerlässlich. Die Bestände von Wildbienen und Schwebfliegen gingen in den letzten Dekaden jedoch drastisch zurück. 

    Und noch ein Gedanke, den wir euch am Ende mitgeben möchten: Wer wildlebende Bestäuber schützen will, sollte Strukturvielfalt in Stadt, Garten und Landschaft anbieten, natürliche Lebensräume schützen und wiederherstellen, Nahrung in Form von Wildstaudenpflanzen, Wiesen und Kräutern bereitstellen und  - bewusst aufs Imkern verzichten! Honigbienen bringen wildlebende Bestäuber durch Nahrungskonkurrenz nämlich zusätzlich unter Druck. Wir empfehlen daher keine Honigbienen zu halten, sondern sich mit wilden Bestäubern und ihren Lebensraumansprüchen auseinanderzusetzen und die faszinierende Vielfalt heimischer Bestäuber aktiv zu schützen.

 

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