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© Naturefriends LA, California
© Naturefriends LA, California

Klimakrise und Naturfreundehäuser

Weltweit gibt es über 700 Naturfreundehäuser in Europa, Afrika und Amerika. Das erste Naturfreundehaus wurde 1907 am Padasterjoch in den Stubaier Alpen, Österreich, eröffnet und markierte den Beginn einer Bewegung, die der Arbeiterklasse Zugang zu erschwinglicher Erholung in der Natur verschaffen sollte. Im Laufe der Zeit wurden diese Häuser zu Symbolen für Solidarität, einen respektvollen Umgang mit der Natur und sozial verträglichen Tourismus. 

Die meisten Naturfreundehäuser befinden sich in landschaftlich reizvollen Gebieten, wie in den Bergen, in Wäldern oder in der Nähe von Seen, und eignen sich ideal zum Wandern, Klettern und für andere Outdoor-Aktivitäten. Einige Häuser befinden sich auch in einem städtischen Umfeld und bieten erschwingliche Unterkünfte und einen Ausgangspunkt für die Erkundung kultureller Sehenswürdigkeiten (z. B. die Häuser der Naturfreunde Niederlande). 

Ihre Bedeutung liegt darin, Reisenden eine umweltfreundliche Unterkunft zu erschwinglichen Preisen zu bieten. Die Häuser sind Treffpunkte für Menschen, die ein Interesse an Natur, Nachhaltigkeit und sozialer Gleichheit teilen. In einigen Häusern finden Workshops, Seminare und Aktivitäten im Zusammenhang mit Ökologie, Natur- und Klimaschutz statt. Die meisten von ihnen werden von einer lokalen Naturfreunde-Gruppe verwaltet, was die Berücksichtigung von lokalen Bedürfnissen im Einklang mit der globalen Mission der Naturfreunde-Bewegung sicherstellt. 

Im Zusammenhang mit der Klimakrise können die Naturfreundehäuser eine entscheidende Rolle bei der Förderung des Bewusstseins, der Stärkung der Widerstandsfähigkeit und der Demonstration nachhaltiger Lebensweisen spielen. Durch ihre Verankerung in sozialen und ökologischen Werten sind sie prädisponiert, die Herausforderungen des Klimawandels anzugehen und gleichzeitig zu kollektivem Handeln anzuregen. 

Aktuelle Auswirkungen der Klimakrise auf die Naturfreundehäuser und damit verbundene Risiken

Die Naturfreundehäuser selbst leiden jedoch zunehmend unter den Auswirkungen des Klimawandels. In den letzten Jahren sind extreme Wetterereignisse immer häufiger geworden und bedrohen sowohl die Natur als auch die Infrastruktur der Naturfreundehäuser. Die natürliche Umgebung ist oft durch menschliche Eingriffe wie Abholzung oder touristische Erschließungen und den Verlust der biologischen Vielfalt beeinträchtigt, was das Risiko von Erdrutschen und Waldbränden erhöht. Die Hauptursache für klimabedingte Katastrophen ist der Anstieg der Treibhausgasemissionen, die vorwiegend von den wohlhabenden Ländern verursacht werden.

Die nachfolgenden Beispiele zeigen einige aktuelle Naturkatastrophen, die Naturfreundehäuser betreffen, sowie Maßnahmen zur Lösung der spezifischen Herausforderungen. 

Das Sierra Madre Nature Friends House, das der Los Angeles Nature Friends Section gehört, ein historisches Clubhaus aus dem Jahr 1920, wurde am 8. Januar 2025 durch das Eaton-Feuer auf tragische Weise zerstört. Dieser Verlust unterstreicht die wachsende Bedrohung durch Waldbrände in Kalifornien aufgrund steigender Temperaturen und ausgedehnter Dürreperioden. Die schnelle Ausbreitung des Feuers wurde durch extreme Dürre und starke Winde begünstigt, die infolge des Klimawandels immer häufiger auftreten. Doch die rund 200 Mitglieder der Naturfreundegruppe trotzen der Verwüstung und sind fest entschlossen, das Clubhaus in Sierra Madre wieder aufzubauen, was ihr Engagement für den Umweltschutz und die Solidarität innerhalb des Vereins widerspiegelt. 

Die Zerstörung des Naturfreundehauses in Sierra Madre veranschaulicht die zunehmenden Risiken, die der Klimawandel mit sich bringt. Sie verdeutlicht die dringende Notwendigkeit umfassender Strategien zur Minderung dieser Risiken, einschließlich nachhaltiger Landbewirtschaftung und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel.

Weitere Infos: https://naturefriendsla.org/

Das Naturfreundehaus in Petit Mbao bei Dakar, Senegal, stand aufgrund von Überschwemmungen vor großen Herausforderungen, was die zunehmenden Bedrohungen durch den Klimawandel im Zusammenspiel mit der Urbanisierung und unzureichender Infrastrukturplanung verdeutlicht. Im Jahr 2022 erlitt das Naturfreundehaus schwere Schäden, als im Zuge ungewöhnlich starker Regenfälle Wasser in die Räumlichkeiten im Erdgeschoss eindrang. Dieser Vorfall machte die Anfälligkeit der Region für extreme Wetterereignisse deutlich. Die rasante Stadtentwicklung in den Vororten von Dakar hat zur Versiegelung der Bodenoberflächen geführt, wodurch die natürliche Wasserspeicherung verhindert und der Abfluss erhöht wird. 

Die Solidarität vieler Naturfreund*innen hat es ermöglicht, rasch mit den Renovierungsarbeiten am Naturfreundehaus Petit Mbao zu beginnen und dringende Reparaturen wie die Wiederherstellung des beschädigten Fußbodens unverzüglich umzusetzen.

Die Herausforderungen, mit denen das Naturfreundehaus in Petit Mbao konfrontiert ist, sind ein Sinnbild für die komplexen Probleme, mit denen der Senegal aufgrund des Klimawandels und der Urbanisierung konfrontiert ist. Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert einen vielschichtigen Ansatz, der die Verbesserung der Stadtplanung und der Entwässerungsinfrastruktur und die Umsetzung wirksamer Strategien zur Anpassung an den Klimawandel umfasst, um besser auf zukünftigen Starkregenereignisse vorbereitet zu sein.

Weitere Infos: https://www.nf-int.org/themen/landschaft-des-jahres/aktivitaeten/20-jahre-naturfreundehaus-petit-mbao-senegal-ein-buntes

Ein weiteres klimabedingtes Risiko ist der Anstieg des Meeresspiegels. Häuser in Küstennähe, wie zum Beispiel in den Niederlanden, sind durch Küstenerosion und Überflutungen gefährdet, wenn der Meeresspiegel steigt. 

In den Alpenregionen, in denen sich viele Naturfreundehäuser befinden, führen steigende Temperaturen dazu, dass Schnee und Gletscher schneller schmelzen und das Risiko von Lawinen und Muren steigt. Diese Ereignisse können nicht nur die Häuser selbst gefährden, sondern auch die Wanderwege beschädigen. 

Etliche Naturfreundehäuser in den Alpen in Österreich, Deutschland und der Schweiz sind um die 100 Jahre alt. Aufgrund begrenzter Mittel hat sich im Laufe der Jahre ein hoher Bedarf an Erhaltungs- und Sanierungsarbeiten ergeben. Die öffentliche Finanzierung für die alpinen Infrastruktur ist unzureichend, insbesondere da der Klimawandel immer schwerere Unwetterschäden verursacht. Im vergangenen Jahr haben die Naturfreunde Österreich und ihre alpinen Partnerorganisationen eine große Kampagne zur Rettung der alpinen Infrastruktur gestartet, um Aufmerksamkeit für dieses Problem zu schaffen und den Druck auf politische Entscheidungsträger*innen zu erhöhen. 

Mehr Infos: https://notruf-aus-den-alpen.at/

Der Klimawandel stellt die Naturfreundehäuser vor eine enorme Herausforderung, bietet aber auch die Chance, eine Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz einzunehmen. Die NFI wird das Thema im Rahmen ihrer Arbeitsgruppen zu Nachhaltigen Tourismus und Klimagerechtigkeit aufgreifen.