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Menschenrechte im Tourismus: 
Zuerst die Bevölkerung – dann der Tourismus!

Tourismus ist einer der größten Wirtschaftsmärkte weltweit – mit entsprechenden Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften, Kulturen und die Umwelt. So wechselten sich auch im vergangenen Sommer Jubelmeldungen über einen neuen Höchststand an Fluggästen an den österreichischen Flughäfen (insgesamt 7,3 Millionen) mit Bildern von Protesten verzweifelter Einheimischer in den Top-Tourismus-Destinationen ab. Sei es auf den Kanaren, den griechischen Inseln, in Barcelona, Venedig oder Hallstatt – immer mehr Menschen wehren sich gegen die Auswüchse des Massentourismus, die ihren Alltag zunehmend erschweren.

Overtourismus und Verletzungen der Menschenrechte

Nach einer coronabedingten Verschnaufpause ist das Phänomen des Overtourismus wieder in aller Munde. Mit einhergehen Verletzungen der grundlegenden Rechte der einheimischen Bevölkerung. So wird das Recht auf Wohnen durch die Vermietung von Wohnungen an Tourist*innen und die dadurch steigenden Immobilienpreise ausgehöhlt. Die Stadt- bzw. Ortszentren verkommen zu Ghettos für Tourist*innen und verlieren ihre Authentizität, die Bewohner*innen werden in Randlagen verdrängt.
In Griechenland standen die prekären Arbeitsbedingungen im Tourismus im Zentrum der Proteste. Niedrige Löhne mit fehlender sozialer Absicherung, lange Arbeitszeiten und Überlastung durch den Mangel an Personal sind nur einige Missstände, die dem Menschen­recht auf faire Arbeitsbedingungen sowie gerechte Entlohnung, die eine würdevolle Existenz ermöglicht, entgegenstehen.

Das Recht auf sauberes Trinkwasser klafft nicht nur im globalen Süden zwischen der lokalen Bevölkerung und den Reisenden auseinander. So wurde im vergangenen Sommer auch im Süden von Teneriffa das Wasser für die Bevölkerung rationiert, während die Hotels, Pools und Golfplätze nicht von Einschränkungen betroffen waren.

Auch Kinderrechte werden weltweit durch sexuelle Ausbeutung und Kinderarbeit verletzt. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen ILO sind etwa 160 Millionen Kinder von Kinderarbeit betroffen; 12 bis 18 Millionen Menschen unter 18 Jahren arbeiten im Tourismus, meist unter sehr prekären Bedingungen. 

Nicht zuletzt wird auch das Recht auf eine gesunde Umwelt massiv durch den Tourismus beeinträchtigt, sei es durch die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen wie Boden und Wasser oder durch die Zerstörung wertvoller Lebensräume, sei es durch die noch immer steigenden CO2-Emissionen, insbesondere durch den Flugverkehr, die den Klimawandel beschleunigen.

Sozial- und Umweltstandards als Basis für eine nachhaltige Tourismusentwicklung

Nachhaltige Tourismusstrategien mit Berücksichtigung von sozialen und ökologischen Faktoren sind heute nötiger denn je! Statt des vorherrschenden Fokus auf die Gäste gilt es, die Bevölkerung und Umwelt in den Tourismusregionen in den Mittelpunkt zu stellen. Dies kommt mittelfristig auch dem Tourismus selbst zugute, sind doch die Gastfreundschaft der Bevölkerung und intakte Ökosysteme die Basis für einen gelungenen Urlaub. 

Nach und nach wird dies auch den Verantwortlichen bewusst: Die Stadtverwaltung von Amsterdam hat beschlossen, dass es jährlich nicht mehr als 20 Millionen Übernachtungen in touristischen Unterkünften geben soll, der Bürgermeister von Barcelona will ab 2028 Kurzzeitmieten verbieten und der griechische Ministerpräsident fordert eine Eintrittsgebühr von Kreuzfahrttourist*innen.

„Tourism is a people´s business“ – ein Tourismus auf Augenhöhe ist die Basis für ein wertschätzendes Miteinander von Reisenden und den Menschen in den Tourismusdestinationen, er fördert die lokale Wertschöpfung und schützt die Natur. Der Arbeitsbereich RESPECT der Naturfreunde Internationale schafft mit unterschiedlichsten Projekten Bewusstsein bei Reisenden, aber auch bei Touristiker*innen, Schüler*innen, Pädagog*innen und politischen Stakeholdern.
 
Kontakt:  
Naturfreunde Internationale | RESPECT
Anna Kodek
T: +43-1-8923877-40 
E-Mail: anna.kodek@respect.at 

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