20 Jahre Naturfreundehaus Petit Mbao, Senegal – ein buntes, lautes und fröhliches Fest vor besorgniserregendem Hintergrund
von Ingeborg Pint
Senegalesische Naturfreunde und Partner – darunter ein hochrangiger Vertreter der IUCN (International Union for the Conservation of Nature), eine kleine Gruppe Reisender aus Deutschland und Österreich, sechs „falsche Löwen“, ein paar Trommler aus dem Dorf, eine Delegation der „Frauen von Kamb“ und eine bunt gekleidete Frauengruppe „Mbao Force“ – haben gemeinsam den 20. Jahrestag der Eröffnung des Naturfreundehauses „Maison des Amis de la Nature Alioune Diagne Mbor“ begangen. Keine Großveranstaltung, aber ein buntes, lautes und fröhliches Fest.
Eine Ansprache von Mamadou Diallo, dem Generalsekretär von ASAN (Association sénégalaise des Amis de la Nature), leitete die Feier ein. Er erinnerte dabei an den 28. Januar 2004, den Tag der offiziellen Eröffnung des Hauses, der ein zweijähriger Bauprozess vorangegangen war und an die Persönlichkeiten, die bei der Eröffnungsveranstaltung anwesend waren, stellvertretend für all jene, die den Bau des Hauses ermöglicht hatten: das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und viele Spenderinnen und Spender aus den Naturfreundeorganisationen in aller Welt.
In seiner Grußbotschaft wies Herbert Brückner, Ehrenpräsident der NFI (Naturfreunde Internationale) und damals deren Präsident, in einem Rückblick nicht nur auf die wichtige Rolle von Alioune Diagne Mbor und Michèle Davieau hin, sondern unterstrich vor allem die aktuellen Ziele der internationalen Naturfreundefamilie – Klimagerechtigkeit als Aufgabe und die „Verpflichtung der Industrieländer, für die bisherigen Umweltschäden Kosten und Verantwortung zu übernehmen“. Manfred Pils, aktueller Präsident der NFI, verwies in seiner Grußbotschaft auf die Bedeutung des Hauses als Infrastruktur für Seminare, Ausbildungen, Umweltbildung etc.
Viele Reisegruppen haben das Naturfreundehaus als Ausgangspunkt für Erkundungen in und um Dakar und für Rundreisen in Senegal und Gambia genutzt. Ich habe mich sehr gefreut, mit meiner 30. Reisegruppe an der Feier teilnehmen zu können.
Die Frauen der Tanzgruppe „Mbao Force“ haben mit ihren Darbietungen auch ihren Dank dafür zum Ausdruck gebracht, dass ihre Kinder immer wieder zu Sommer-Umwelt-Kursen in das Haus eingeladen wurden – ein wichtiges Standbein in der Arbeit von ASAN und ein Zeichen dafür, dass das Haus gut ins Dorf integriert ist.
Auch die „Falschen Löwen“ kamen aus der Nachbarschaft – dieses Spektakel gehört zu den großen und beliebten Volksattraktionen Senegals. Besondere Bedeutung hatte das Haus auch als Stützpunkt der NFI-Präsidentenkonferenz im Jahr 2011 und für Landschaft des Jahres 2018/2019 Senegal-Gambia.
Die Feier fand jedoch auch vor einem besorgniserregenden Hintergrund statt: Senegal ist eines der vom Klimawandel am stärksten betroffenen afrikanischen Länder, und das Gelände des Naturfreundehauses wurde Opfer katastrophaler Überschwemmungen, wobei das Wasser bis in die ebenerdigen Räume des Hauses eindrang. Dazu beigetragen hat auch der Umstand, dass die Vororte von Dakar immer stärker verbaut werden. Das ursprüngliche Grünland um das Naturfreundehaus musste massiver Siedlungstätigkeit weichen, sodass die Niederschläge nicht mehr in den Boden einsickern können, sondern oberflächlich abfließen.
Dank großzügiger Spenden europäischer Naturfreundinnen und Naturfreunden konnten die Schäden im Haus und auf dem Vorplatz saniert werden, das Haus ist voll funktionsfähig. Leider ist durch den massiven Wassereinbruch auch der Bereich hinter dem Haus schwer in Mitleidenschaft gezogen worden und die Bungalows sind unbewohnbar. Die Baumschule und das „Schattenhaus“ sind dem Wasser zum Opfer gefallen. Es ist geplant, einen Teich anzulegen und von dort aus das Wasser abzupumpen. Die Finanzierung dafür ist noch nicht vorhanden, auch nicht für eine Photovoltaik-Anlage, die das Haus vom enorm teuren Strom aus dem Netz unabhängig machen würde. Mit einer derartigen Anlage würde sich auch ein von ASAN lange gehegter Wunsch erfüllen: aus dem Haus ein ökologisches Musterhaus zu machen. Die PV würde das Haus mit sauberer Energie versorgen, besonders wichtig in Zeiten des Klimawandels.
Trotz aller Schwierigkeiten und mit großem Dank an ihre europäischen Freundinnen und Freunde sehen die senegalesischen Naturfreunde mit Zuversicht in die Zukunft. Dank gebührt aber auch ihnen, die nun seit 20 Jahren uns Europäerinnen und Europäern unvergessliche Erlebnisse ermöglicht haben.
Einen Bericht über die Reise in die Landschaft des Jahres im Jänner 2024 von Ansgar Drücker finden Sie in unserem tourism_LOG: https://tourismlog.respect.at/eine-reise-durch-senegal-und-gambia-mit-vielen-positiven-erfahrungen-freundschaftlichen-kontakten-und-nachdenklichen-momenten/