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Afterwork für Reisebüros
Afterwork für Reisebüros

Afterwork für Reisebüros – Thema Resilienz

Das Thema des 9. Afterworks für Reisebüros war Resilienz: Was bedeutet Resilienz, was hat sie mit Nachhaltigkeit zu tun? Warum sollten sich auch Reisebüros des Themas annehmen und warum lohnt sich das für Unternehmen?

Afterwork für Reisebüros

 

Zu Gast war Resilienztrainer HELMUT BUZZI (http://www.vitalebetriebe.at/). Er arbeitet bereits seit Längerem im Themenfeld Resilienz und ist in der betrieblichen Gesundheitsförderung tätig. Er hält Seminare, Vorträge und Workshops und begleitet auch Projekte in Betrieben und Organisationen.

Helmut Buzzi & Moderatorin Kerstin Dohnal (Screenshot, NFI)
Helmut Buzzi & Moderatorin Kerstin Dohnal (Screenshot, NFI)

 

Was bedeutet Resilienz?
 

Folie Resilienz


Es geht darum, wie sich ein Werkstoff durch Belastung verformen lässt und dann wieder in die ursprüngliche Form zurückfinden kann. Je besser das funktioniert, desto höher war die Resilienz.

Auf die soziologische Ebene umgelegt, geht es um die Fähigkeit von uns Menschen, Krisen zu bewältigen, Krisen auch als Anlass für eine Weiterentwicklung zu nutzen – also stärker aus einer Krise herauszukommen.
 

Folie Resilienz Definition


Das Konzept der Resilienz
 
Das Konzept der Resilienz ist ein sehr ganzheitliches. Ursprünglich setzt es auf der individuellen Ebene an – wie können die Menschen gesund bleiben, sich nach Krisen weiterentwickeln etc. Auf die betriebliche Ebene projiziert bedeutet das: betriebliche und wirtschaftliche Gesundheit, Widerstandsfähigkeit, Flexibilität.

Folie Resilienzmodell

Krisen bzw. Herausforderungen können vielfältig sein – weltweite wie die Coronakrise, aber auch Herausforderungen im Unternehmen, wenn wichtige Mitarbeiter*innen das Unternehmen verlassen etc. Wichtig wäre, sich selber sowie den Betrieb, die Organisation resilient zu gestalten und im Fall des Falles gut vorbereitet zu sein und auch abseits von Krisen davon zu profitieren. Krisen hinterlassen Spuren, doch je resilienter ein Unternehmen ist, umso weniger tief oder negativ sind diese Spuren, im Idealfall geht der Betrieb gestärkt aus einer Krise hervor.

Eigenschaften, Fähigkeiten und Faktoren, die die Resilienz beeinflussen  
 

Folie Resilienzfaktoren

Diese 7 Faktoren (Abb. oben) sind teilweise auch widersprüchlich. Ein Beispiel: Akzeptanz bedeutet, mit einer gewissen Versöhnlichkeit auch auf Ereignisse zu schauen, die man nicht verändern kann, zu schauen, wie man damit umgehen kann. Auf betrieblicher Ebene wäre das etwa, wenn gute Mitarbeiter*innen den Betrieb verlassen, bei Umstrukturierungen etc.
Dabei hilft der Optimismus, also die Fähigkeit, positiv in die Zukunft zu schauen. Aber kein blinder Optimismus, sondern es gilt, lösungsorientiert bleiben und das auch seinem Umfeld vermitteln.
 
Hier spielt die Führungsebene eine wichtige Rolle; glaubwürdiger Optimismus überträgt positive Energie auf das Umfeld. Und auch sonst spielen Führungskräfte im Sinne der Resilienz eine wichtige Rolle – es geht um Themen wie Beziehungsarbeit, Kommunikation, Achtsamkeit, Aus- und Weiterbildung; das baut Ressourcen auf und macht letztendlich den Betrieb resilienter.
Wie kann das in kleinen Unternehmen, wie Reisebüros und Reiseveranstaltern, in denen die Führungskräfte aktuell mit Fachkräftemangel und anderen wirtschaftlichen Herausforderungen kämpfen, gelingen? Helmut Buzzi empfiehlt, an kleinen Schrauben zu drehen, sich einzelne Bereiche genauer anzuschauen, kleine Impulse zu setzen, Schritt für Schritt voranzugehen.
 
Ad Verantwortung: Hier spielt auch die Fehlerkultur rein, also Verantwortung zu übernehmen für sich, für die eigenen Handlungen und für andere – und aus Fehlern lernen. Wichtig ist dabei auch der Mut zur Entscheidung. Denn keine Entscheidungen zu treffen, nur damit keine Fehler passieren, kann nicht lange gutgehen.  
 
Gerade in der Reisebranche geht die Verantwortung über das eigene Unternehmen hinaus, man hat Verantwortung gegenüber den Partner*innen in den Reisedestinationen. Unternehmen, die sich gute Partnerschaften und eine Vertrauensbasis aufgebaut haben, konnten diese auch während der Corona-Krise halten und danach wieder schneller starten und auf dem aufbauen, was sie vor der Pandemie geschaffen haben. Vielen dieser Reiseunternehmen sind auch die Kund*innen treu geblieben. 
 
Hier spielen auch gute Netzwerke eine wichtige Rolle – Beziehungen (zu Kolleg*innen, Mitarbeiter*innen, Kund*innen, …) gestalten, Wertschätzung zeigen, aufgefangen werden und selbst auffangen, geben & nehmen … Gute Beziehungen und Partnerschaften sind besonders in Krisenzeiten eine wichtige Stütze.
 
Gerade in Krisensituationen ist es wichtig, die Opferrolle zu verlassen, Lösungsorientierung und Zukunftsorientierung sind angesagt. Was kann ich selber tun, an welchen Schrauben kann ich drehen, auch wenn die Voraussetzungen schwierig sind. Und danach reflektieren: Was hat mir geholfen, was war mein Beitrag, welche Partner*innen haben mich unterstützt, die Krise gut zu bewältigen? Also auch auf das zu schauen, was gut läuft/gelaufen ist und zu analysieren was noch fehlt, um noch besser zu werden.
 
Thema Finanzen. Kann man sich die Maßnahmen, um resilienter zu werden, leisten? Muss man sie sich leisten? Wird es teuer, wenn man es nicht tut? Helmut Buzzi hat auf diese Fragen kein Patentrezept. Aber er führt folgenden Vergleich an: Eine Person, die Vorsorge betreibt und einen gesunden Lebensstil hat, kann trotzdem einen Unfall haben; aber sie wird sich schneller erholen als andere, die von Haus aus schwächer waren. Die Voraussetzungen, Krisensituationen besser zu überstehen, sind demnach auch für Unternehmen, die in Resilienz investieren, besser – quasi eine Versicherung, in die man Geld und Zeit investiert.

Helmut Buzzi und Moderatorin Kerstin Dohnal (Screenshot, NFI)
Helmut Buzzi und Moderatorin Kerstin Dohnal (Screenshot, NFI)

 

Wie sieht ein Resilienzkonzept für ein kleines Unternehmen aus?

Helmut Buzzi empfiehlt kleinen Unternehmen, zuerst einmal auf die Resilienzfaktoren der einzelnen Mitarbeiter*innen zu schauen. In Gesprächen oder auch mittels Fragebogen, in denen gar nicht so sehr in die Tiefe gegangen werden muss, kann man für das Thema sensibilisieren.

Auf organisatorischer Ebene gilt es, die Ressourcen zu stärken – durch Aus- und Weiterbildung, durch ausreichend gutes Personal, durch die Ausbildung von Lehrlingen. Das sind natürlich auch Kostenfaktoren, doch Helmut Buzzi ist davon überzeugt, dass sich die Investitionen bezahlt machen. Und dabei im Kopf behalten: Es muss nicht alles auf einmal und nicht alles bis zur Perfektion betrieben werden, sondern schrittweise.

Wie sind resiliente, krisensichere Reiseprodukte gestaltet?
 
Ein wichtiger Faktor ist eine gute Beziehungsarbeit mit den Partner*innen, die in dieses Produkt involviert sind, wie Reiseleiter*innen, Mobilitätsverantwortliche vor Ort u.a.m. Auch Optimismus ist wichtig – etwas Neues entwickeln und optimistisch sein, dass es funktionieren kann. Auch die Akzeptanz spielt hier mit, also bei einem Produkt akzeptieren, dass es möglicherweise ein bisschen länger dauert, bis es zur Cash-cow wird.

Verantwortung ist dabei auch ein Thema – und hier sind nicht nur die Touristiker*innen und die Kund*innen gefordert, sondern insbesondere auch die Politik, die entsprechenden Rahmenbedingungen für nachhaltigen Tourismus zu schaffen.
 
Und natürlich geht es ums Geldverdienen, aber auf eine Art und Weise, die Umwelt und Klima schont und die Menschenrechte achtet. Ein nachhaltiges, resilientes Produkt ist ein Qualitätsprodukt, das Benefit für die Kund*innen bringt, der auch spürbar ist.

Resilienz zu beachten ist letztendlich auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht eine Hilfe, ist Helmut Buzzi überzeugt.
 

Einen Videomitschnitt des Afterworks finden Sie auf unserem Youtube-Kanal:

https://www.youtube.com/watch?v=O5ZDJUdMXLI

 

ADA