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FRAUEN IM TOURISMUS - Teil 3: HERRLICHE AUSSICHTEN!? Frauen im Tourismus zwischen Chancen und Ausbeutung

Im Mai 2021 fand die Veranstaltungsreihe FRAUEN IM TOURISMUS von respect_NFI & fairunterwegs statt, bei der wir gemeinsam mit nationalen und internationalen Expertinnen und Praktikerinnen beleuchteten, wie sich die Rollen der Frauen im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert haben, warum Frauen-Power für eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus so wichtig ist und wie die COVID-19-Pandemie insbesondere Frauen (be)trifft.

HERRLICHE AUSSICHTEN!? Frauen im Tourismus zwischen Chancen und Ausbeutung

Seit Jahrzehnten verspricht der Tourismus, die Geschlechtergerechtigkeit zu fördern und die Frauen zu stärken. Neue Studien zeigen, unter welchen Voraussetzungen sich das Versprechen einlösen ließe, wohin sich der Tourismus tatsächlich bewegt und wie COVID-19 die Entwicklung beeinflusst.

Darüber sprachen wir mit unseren Gästen:

CARLA IZCARA CONDE / Forscherin und Publizistin bei Alba Sud, Barcelona Carla Izcara machte den Bachelor an der CETT-UB, dem Referenzzentrum für Tourismus, Gastgewerbe und Gastronomie der Universität Barcelona. Sie arbeitet als Forscherin und Publizistin bei Alba Sud. Ihr Fokus liegt auf der Frage, wie man Tourismus aus einer lokalen und Gender-Perspektive neu denken kann. http://www.albasud.org/

ISATOU FOON / Präsidentin der Janjanbureh Tour Guide Association in der Central River Region, Gambia. Sie hat ein Diplom in Informatik und eines in Kommunikationswissenschaft. Mit 12 weiteren Jugendlichen aus Jananbureh in der Central River-Region Gambias absolvierte sie eine Ausbildung zum Tour Guide. Als einzige Frau neben vier Männern wurde Isatou Foon ausgewählt für die weitere Ausbildung zur Community Based Tourism-Trainerin. Foon bezeichnet sich selbst als Feministin. https://www.facebook.com/DestinationJanjanburehGMB

CHRISTINE PLÜSS / Mitautorin des Fachbuches „Herrliche Zeiten – Frauen im Tourismus“, ehemalige Geschäftsführerin von Fair unterwegs – Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung (Akte)

Moderation: Nina Sahdeva Ndotoni / fairunterwegs

 

HIER EINE KURZE ZUSAMMENFASSUNG DER VERANSTALTUNG.

Den Videomitschnitt der Veranstaltung finden Sie auf unserer --> Facebook Seite und auf unserem --> YouTubekanal.

Schauen Sie auch rein in unsere Online-Pinnwand, auf der Vortragende und Gäste ihre Visitenkarten hinterlassen haben und wo Sie auch weiterführende Informationen finden.

Die Veranstaltung eröffnete Carla Izcara Conde mit einem Impulsreferat über die Situation von Frauen im Tourismus anhand der Ergebnisse von zwei Studien von Alba Sud. Sie beleuchtete insbesondere das immer wiederkehrende Argument, wonach der Tourismus ein Beschäftigungsmotor für Frauen sein könne, weil er Jobs biete, bei denen sich Beruf und Familie vereinbaren ließen. Neuere Forschungen zeigen eher, dass die Tourismusindustrie die systematische Ungleichheit zwischen den Geschlechtern ausnutzt und in den meisten Fällen fortsetzt.
Lesen Sie dazu mehr in dem Artikel von Carla Izcara Conde & fairunterwegs auf der Website von --> fairunterwegs.

Isatou Foon berichtet in einem Interview über die Situation von Frauen in ihrer Heimat Gambia, wie Frauen unterstützt werden können, um auch tatsächlich am Tourismus teilhaben, ihn mitgestalten und von ihm profitieren können. Dabei wird auch die Frage erörtert, wie der Tourismus die lokale Kultur beeinflusst.
Das Interview können Sie auf der Website von --> fairunterwegs nachlesen.

Christine Plüss hat gemeinsam mit Karin Grütter vor 25 Jahren das Buch „Herrliche Zeiten – Frauen im Tourismus“ herausgegeben, mit 17 Fallstudien und Analysen über Frauen in der Tourismuswirtschaft. Sie stellt fest, dass sich seitdem leider nicht viel verändert hat. Was sich verändert hat ist, dass der Tourismus unheimlich gewachsen ist, und dass demnach viel mehr Frauen im Tourismus tätig sind.

Corona hat die Tourismusbranche einbrechen lassen – mit allen negativen Auswirkungen für die Beschäftigten, vor allem für Frauen. Frauen sind die großen Verliererinnen der Pandemie.

Die Stellung der Frauen in den Dienstleitungen im Tourismus, ist durch das traditionelle Rollenverständnis geprägt. Wenn wir nicht an diesem traditionellen Rollenverständnis sägen, wird sich nichts ändern.

Was vor 25 Jahren, als das Buch geschrieben wurde, noch nicht absehbar war, ist das vermehrte Outsourcing von Arbeiten (insbesondere von Reinigungsarbeiten) und seine Folgen für die Arbeitenden. Das Outsourcing verstärkt die Prekarisierung der Frauenarbeit – und geht mit Einkommenseinbußen von bis zu 50 Prozent einher.
 
Wichtig ist gezieltes Empowerment von Frauen, das über CSR-Maßnahmen der Unternehmen hinausgeht: das traditionelle Rollenverständnis muss überwunden werden; Frauen muss bei der Planung von Tourismusprojekten bzw. der touristischen Entwicklung von Beginn an Partizipation und Mitsprache ermöglicht werden; ein wichtiger Faktor ist die Ausbildung, auch in Technik, Management etc.; es braucht politische Rahmenbedingungen zur Förderung von Frauen; und Frauen muss ein gerechter Zugang zu Ressourcen (Land, Krediten etc.) gewährleistet werden.

Fazit: Leider geht die Gleichstellung der Frauen im Tourismus im Schneckentempo voran!
Mit der Menschenrechtsagenda und der Agenda 2030 haben wir gute Instrumente und damit Hebel bei der Hand, die auch im Tourismus das Verständnis für das Rollenbild der Frauen verändert und damit Chancengleichheit fördert.

Isatou Foon berichtet über die Situation in ihrem Heimatort Janjanbureh (Gambia):
Für die Region ist der Tourismus ein wichtiges Standbein, insofern ist sie hart von der Pandemie getroffen worden. Viele haben derzeit kein Einkommen. Ein großes Problem ist eine langfristige, nachhaltige Finanzierung der Weiterbildungsprojekte. Man hantelt sich von einer Förderung zur nächsten.

In Janjanbureh waren die Frauen von Anfang an bei der Entwicklung des Community-Based-Tourism (CBT)-Projektes involviert. Sie konnten ihre Vorstellungen und Bedürfnisse artikulieren, was sie mit Tourist*innen teilen wollen – daraus wurden Produkte und Dienstleistungen entwickelt. Die touristische Entwicklung muss aber darauf basieren, dass Frauen UND Männer gleichberechtigt und gemeinsam agieren.

Zum Zugang zu Ressourcen weist sie darauf hin, dass die Finanzierung für die CBT-Gemeinde und die Ausbildung der jungen Menschen fehlt bzw. unsicher ist. Es gibt immer wieder Förderungen, aber immer nur für einen kurzen Zeitraum. So haben auch die jungen Menschen, die eine Ausbildung machen, nicht die Sicherheit, ihre Ausbildung abschließen zu können.
Außerdem bedauert Isatou, dass die Hotels ihre Mitarbeitenden selbst nicht weiterbilden, weil sie Angst haben, dass sie sich dann einen besseren Job suchen.

 

ADA