SDG Wanderung "Für immer Sommer?"
von Sandra Uschnig und Kim Ressar
Am Kitzsteinhorn erkennt man den Klimawandel im Sommer deutlich. Es ist mittlerweile grau und nicht mehr weiß, so wie sich viele der Teilnehmer:innen an frühere Zeiten erinnern. Man erkennt an den Gletschern nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Vergangenheit. In der Klimaforschung sind sie wichtige Archive, in welchen man bis 6000 Jahre in die Klimavergangenheit zurückblicken kann. Hier geht mit dem Abschmelzen also auch Wissen verloren.
Wofür nutzen wir das Schmelzwasser?
Kommt zu wenig Schnee im Winter, gibt es auch weniger Schmelzwasser. Im Pinzgau führt dies bereits zur Konkurrenz in der Wasserverwendung. Jede:r braucht Wasser, egal ob als Trinkwasser, zur landwirtschaftlichen Bewässerung, für die Stromproduktion durch Wasserkraft oder für den Tourismus. Wer Wasser braucht, muss zukünftig gut gewappnet sein und sehr sparsam mit dieser Ressource umgehen.
Gewinner und Verlierer des Klimawandels
Alpine Landschaften beherbergen rund 30.000 Tier- und 13.000 Pflanzenarten. Die Alpen stellen Lebensraum zur Verfügung und versorgen uns mit Nahrung, Trinkwasser und Holz. Diese alpinen Arten gehen unterschiedlich mit den Veränderungen des Klimas um. Kurz vor der Grießbachalm Hütte entdeckten wir Murmeltiere, welche uns neugierig beobachteten. Unsere Umweltpädagogin Sandra Uschnig erklärt uns: "Murmeltiere sind sogenannte „Klimaverlierer“. Aufgrund der steigenden Temperaturen haben sie weniger Lust zu fressen und können nicht mehr genug Fettreserven für den Winter aufbauen. Auch das Schneehuhn ist ein Verlierer, da es bereits im Hochgebirge lebt, kann es nicht weiter nach oben wandern, um der Hitze zu entgehen. Ein Klimagewinner wäre etwa der Borkenkäfer, da er so gestresste Bäume anfallen kann. Ein Gewinner in der Pflanzenwelt wäre Arnika. Durch die gerade ab 1000 m Höhe stärker spürbare Erwärmung verschiebt sich auch die Baumgrenze nachweislich nach oben. Ein Verlierer hingegen ist der Enzian, da aufgrund der milder werdenden Temperaturen auch andere, konkurrenzstärkere Pflanzen seinen Lebensraum besiedeln können und ihn so eventuell auch verdrängen."
Ist denn jeglicher Einfluss des Menschen schlecht?
Nein! Für ein gutes Zusammenleben ist es nicht notwendig, dass sich der Mensch komplett aus der Natur zurückzieht. Dadurch würde er auch seine Nahrungsgrundlage verlieren. Sehen wir uns die positiven Effekte am Beispiel der Almen an. An einer Futterraufe angekommen, stellten Teilnehmende die Frage, warum Almen eigentlich bewirtschaftet werden (müssen)? Wäre es nicht einfacher die Rinder im Tal zu lassen? Almen sind Kulturlandschaft, also vom Menschen geprägt. Ohne die Beweidung und das Schwenden würden sie zuwachsen. Entstanden ist die Almwirtschaft um in den Gunstlagen Futter, also Heu, für den Winter gewinnen zu können. Im Pinzgau haben wir eine besondere Rinderrasse: das Pinzgauer Rind, welches für die Fleisch und Milchproduktion gut geeignet ist und nebenbei noch sehr geländegängig. Der Vertritt durch die Rinder auf den Weideflächen hat auch positive Effekte, denn gerade Insekten brauchen teilweise offene Bodenstellen. Der Klimawandel macht aber auch hier nicht halt: die Vegetationsperiode verlängert sich und es gibt mehr Futter. Dadurch wird auch früher auf- und später abgetrieben. Zusätzlich steigt auch der Verbuschungsdruck und das schwankende Wasserangebot könnte künftig für die Almen eine Herausforderung werden. Dafür braucht es ein gezieltes Weidemanagement und eine Anpassung an die neuen Herausforderungen.
Wie ihr sehen könnt, sind die Veränderungen des Klimas auch lokal spürbar und die Folgen komplex miteinander verstrickt. Darüber zu reden, hilft diese Zusammenhänge zu verstehen und ein Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen. Denn wir wissen: Man schützt besonders gerne das, was man kennt und was man liebt.