Téléchargement Programm der FBT Tage 2016
Fachbesuchertage der Ferienmesse Wien 2016
Am 14. und 15. Jänner fanden die Fachbesuchertage der Ferien Messe Wien statt. Die Naturfreunde Internationale – respect gestaltete zwei Programmpunkte zu aktuellen CSR-Themen – in Kooperation mit ECPAT Österreich und dem Travel Industry Club Austria.
FREIWILLIGEN-TOURISMUS: AUSBEUTUNG ODER GUTE TAT? (in Kooperation mit ECPAT Österreich)
„Voluntourismus – Ausbeutung oder gute Tat?“ war das Thema einer Podiumsdiskussion mit ExpertInnen aus dem Tourismus und von NGOs, bei der die Herausforderungen für eine verantwortungsvolle Gestaltung von Voluntourismus-Angeboten im Mittelpunkt standen.
Antje MONSHAUSEN, Leiterin von Tourism Watch bei Brot für die Welt, ging in ihrem Impulsreferat auf die Herausforderungen für eine verantwortungsvolle Gestaltung von Voluntourismus-Angeboten ein. Sie präsentierte die Ergebnisse einer Studie, die Tourism Watch gemeinsam mit akte (arbeitskreis tourismus & entwicklung, Schweiz) und ECPAT Deutschland durchgeführt hat. Dabei wurden 44 Angebote von 23 Anbietern per Zufallsprinzip ausgewählt und analysiert.
Die Trends bei Angebot und Nachfrage bedingen, dass die Freiwilligendienstangebote immer touristischer und kommerziell marktfähiger werden. Somit besteht die Gefahr, dass die Bedürfnisse zahlender TouristInnen zunehmend in den Mittelpunkt der Interessen rücken und die Interessen der lokalen Bevölkerung in den Hintergrund treten. Eine Kooperation auf Augenhöhe kann dann gelingen, wenn die Partizipationsrechte und die Mitsprache der Zielgruppe bei der Produktentwicklung und Implementierung sichergestellt sind, wenn lokale Abhängigkeiten und neokoloniale Klischees verhindert sowie armutsorientiertes Marketing vermieden werden. Besonderes Augenmerk gilt dem Schutz der Kinder – dem Schutz ihrer Privatsphäre und ihrer Persönlichkeitsrechte sowie dem Schutz vor sexueller Ausbeutung. Tourism Watch spricht sich gegen den so genannten „Waisenhaus-Tourismus“ aus.
Etablierte und transparente Standards existieren bisher nur im geregelten Freiwilligendienst oder im Incoming-Bereich einzelner Länder. Es gilt auch, sinnvolle Alternativen zu Voluntourismus aufzuzeigen: dazu gehört sozialverantwortliches Reisen sowie die finanzielle Unterstützung lokaler Projekte, das Sammeln begegnungsorientierter und authentischer Reiseerfahrungen oder das Engagement in Sozial- und Umweltprojekte zu Hause.
Präsentation: „Vom Freiwilligendienst zum Voluntourismus“
In der folgenden Podiumsdiskussion, die Stephanie BLUTAUMÜLLER moderierte, diskutierten Christian HLADE (Weltweitwandern), Antje MONSHAUSEN (Tourism Watch), Anita LEUTGEB (BraveAurora), Bernhard MORAWETZ (WeltWegWeiser) und Astrid WINKLER (ECPAT Österreich) (v.l.n.r.) u.a. diese Fragen:
Schließen kommerzielle Anbieter bzw. Produkte und Qualitätskriterien einander aus? Nach welchen Kriterien werden qualifizierte Ehrenamtliche ausgewählt? Wie können Freiwillige sensibilisiert werden, um seriöse Anbieter und Projekte zu wählen? Welche Qualitätsstandards müssen eingeführt werden? Können diese auf bereits existenten Instrumenten (beispielsweise „theCode“) oder Zertifizierungssystemen aufgebaut sein, um die Implementierung zu vereinfachen?
Die ExpertInnen waren sich einig, dass Freiwilligeneinsätze eine sinnvolle Lernerfahrung sind, dass sinnvolle Arbeit aber auch Zeit und Einschulung braucht und man in 2 Wochen nicht die Welt verändern kann. Eine Qualitätsdiskussion ist nötig, wichtig wären Qualitätskriterien, Verhaltensregeln und Codes. Der Markt sollte nicht unreguliert bleiben.
Entscheidend ist auch die Information und Aufklärung der KundInnen: Wichtig ist, den KundInnen klar zu machen, dass man als Freiwillige/r nicht die Welt retten, sondern maximal einen kleinen Beitrag leisten kann. Hier ist Demut gefragt. Die Motivation der KundInnen muss thematisiert werden.
Das Video des gesamten Programmpunktes finden Sie im Youtube-Channel der NFI.
WANDERN MIT QUALITÄT – URLAUB FÜR KÖRPER & GEIST (in Kooperation mit dem Travel Industry Club Austria)
Bei diesem von David BRÖDERBAUER (Naturfreunde Internationale) moderierten Plenum wurden verschiedene Aspekte eines Wandertourismus mit Qualität vorgestellt und diskutiert.
Natur & Gesundheit
Die Einflüsse der Natur sind für unsere Seele und für unseren Organismus unverzichtbar. Wir brauchen Natur, um gesund zu sein und gesund zu bleiben. Die meisten von uns verbringen ihren Alltag vorwiegend sitzend, sei es im Beruf, in der Schule oder zu Hause.
Diese Lebensumstände widersprechen komplett den evolutionär bedingten Bedürfnissen des Menschen und können uns seelisch, körperlich und geistig krank machen. Die gute Nachricht: Wir können viel und noch dazu relativ einfach etwas tun, um diesen Krankheiten vorzubeugen bzw. ihnen entgegenzuwirken. Raus in die Natur und Bewegung machen! Wandern ist besonders geeignet, um fit zu bleiben bzw. zu werden: Wandern ist eine moderate Bewegung, die für alle Altersgruppen geeignet ist; man kann schöne Landschaften und Bergwelten genießen – und noch dazu ist Wandern leistbar.
www.naturfreunde.at/berichte/aktuelles/natur-and-umwelt/natur-gesundheit1
Pilgern & nachhaltiger Tourismus
Anton WINTERSTELLER / Pensionist, Pilger & langjähriger Projektleiter im Bereich Kirche & Tourismus Österreichs
Pilgern ist Wellness für Körper, Geist und Seele. Die heimischen und europäischen Pilgerwege haben sich in den letzten 10 Jahren zu einem „sinnstiftenden Angebot“ entwickelt, die auf einer langjährigen Zusammenarbeit von Tourismus und Kirche basiert. Entschleunigung, Sinnsuche, Spiritualität, Bewahrung der Schöpfung und nicht zuletzt gesundheitliche Aspekte stehen voll im Trend und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Diese Angebote bieten eine Brücke zu unseren Nachbarländern und ermöglichen einen regen Austausch. Pilgern verbindet über alle Grenzen hinweg und trägt zu einer europäischen Verständigung und Zusammenarbeit bei.
Pilgern ist ein Wirtschaftsfaktor: Der Markt steigt stetig, zwei PilgerInnen ersetzen einen Sommergast (Ausgaben von 60–70 Euro am Tag), PilgerInnen nutzen einfache Quartiere, auch außerhalb der Saison. Nicht zuletzt zieht Österreich als Pilgerland im Herzen Europas ausländische Gäste an. Daneben hat Pilgern ökologische, soziale und gesundheitliche Vorzüge: Wandern ist eine gesunde Fortbewegungsart, PilgerInnen reisen meist mit öffentlichen Verkehrsmitteln an und ab, nutzen lokale Ressourcen und begegnen den Menschen vor Ort auf Augenhöhe.
www.pilgerwege.at
Zur Präsentation ->
Naturerleben ohne Barrieren
Bernhard KURZMANN & Philipp HOCHENBURGER/ÖZIV Bundesverband, Interessensvertretung für Menschen mit Behinderungen
Naturerlebnisangebote boomen. Doch nach wie vor sind etliche Bevölkerungsgruppen davon ausgeschlossen. Ein barrierefreier Zugang zur Natur ist oft nicht von Vornherein gegeben. Mit teils sehr einfachen Vorkehrungen und Maßnahmen kann man jedoch trotzdem ein abwechslungsreiches Erlebnis für viele Menschen – mit und ohne Behinderungen – schaffen.
Barrierefreiheit ist kein Minderheiten-Thema! Von barrierefrei gestalteten Angeboten profitieren nicht nur Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, Seh- und Hörbehinderungen sowie Lernbehinderungen, sondern auch Familien mit Kindern, AllergikerInnen, Menschen mit psychischen Erkrankungen u.v.m.
Die Freizeitgestaltung hat in unserer Gesellschaft einen großen Stellenwert, in der Freizeit bieten sich auch Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Partizipation. Menschen mit und ohne Behinderung haben die gleichen Ansprüche und Wünsche. Wichtig ist, dass alle selbstständig entscheiden und sich selbstständig fortbewegen können. Der Tourismus kann zur Verbesserung der gesellschaftlichen Akzeptanz von Menschen mit Beeinträchtigungen und einer barrierefreien Gestaltung beitragen.
www.oeziv.org
Das Österreichische Wandergütesiegel
Eckart MANDLER / Gründer & GF der Wanderhotels in Europa e.V.
Eckart Mandler ist seit 2005 an der Entwicklung des Österreichischen Wandergütesiegels beteiligt, das die Wanderqualität auf Betriebs, Orts- und Regionalebene definiert und garantiert. Dieses Projekt sichert an Hand von konkreten Qualitätsstandards die Wanderqualität für Betriebe, Wege, Dörfer und auch Regionen und gibt den Anbietern ausführliche Checklisten zur Verbesserung und Entwicklung der erforderlichen Maßnahmen. Im konkreten werden die (Natur)Raumleistung, die Orientierungsleistung, die Erlebnisleistung sowie die Serviceleistung sehr genau unter die Lupe genommen.
Die Erfolgsfaktoren für Qualität im Wandertourismus sind: elementare Naturerlebnisse, das Erzählen einer Geschichte, ein emotionaler Markenauftritt.
Das Österreichische Wandergütesiegel garantiert Qualität: Wandern ist die Bewegung/die Magie des Gehens in einer schönen Landschaft; Wandern wird auf allen Ebenen und in allen Bereichen mit positiven Erlebnissen bereichert; die Landschaft ist nur ein emotionaler Zugang zur Natur; das Wandererlebnis ist vierdimensional; wichtig ist, dass die Erlebnisvorbereitung (Kommunikation) und der Erlebnisverlauf aufeinander abgestimmt erfolgen.
www.wanderguetesiegel.at
2011 veranstaltete die NFI – RESPECT gemeinsam mit der Kinderschutzorganisation ECPAT und in Kooperation mit der Ferienmesse Wien zum ersten Mal die „CSR-Tage“. TouristikerInnen, MultiplikatorInnen und MedienvertreterInnen konnten sich bei Fachvorträgen, Podiumsdiskussionen mit ExpertInnen und PraktikerInnen sowie in vertiefenden Workshops über aktuelle Entwicklungen und Fragestellungen rund um das Thema „Corporate Social Responsibility & Tourismus“ informieren. Die CSR-Tage wurden 2015 in die „Fachbesuchertage der Ferienmesse Wien“ übergeführt.